AG Adele: Riesaer Nudeln ohne grüne Gentechnik
Am Buß- und Bettag trafen sich zum 6. Mal in Börtewitz auf Einladung des Aktionsbündnisses für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Sachsen Bauern, Imker und interessierte Menschen. Bei diesen Treffen gibt es Informationen zum Stand der Agrogentechnik in Sachsen, Neuigkeiten aus Politik und Wissenschaft sowie Anregungen aus der Praxis. Obwohl es im Jahr 2012 keinen Anbau und keine Freisetzung von genveränderten Pflanzen gab, wird daran fleißig weitergeforscht. Die Leiterin des Referats Agrogentechnik beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Heike Moldenhauer, gab einen Überblick über die gegenwärtige Situation in der Welt. Seit 2010 gibt es in Deutschland ein Anbauverbot für den gv-Mais MON 810, aber die Lobby lässt nicht locker. 32 gvo-Pflanzen stehen in den Startlöchern. Führend im Anbau sind die USA (43%), Brasilien (19%), Argentinien (15%) und Kanada (7%), nachgezogen haben China und Indien mit je 7%. 2011 wurden 160 Mill. ha angebaut. Auch Spanien baut gv-Mais MON 810 auf 116.000 ha an. Bewegung ist auch auf Gesetzesebene: die Nulltoleranzgrenze in der EU für Lebensmittel soll gekippt werden ebenso wie die Nulltoleranz für gv-Verunreinigungen beim Saatgut. So will man trotz Ablehnung in der Bevölkerung über die Hintertür der Toleranzen die grüne Gentechnik in der EU salonfähig machen. Um das zu verhindern ist weiterhin viel gesellschaftlicher Druck nötig.
Als Vertreter aus der Praxis war der Prokurist der Riesaer Teigwaren gekommen. Dieses Familienunternehmen ist der einzige Nudelhersteller in Deutschland, der seit 2009 seine Produkte mit dem Label „ohne Gentechnik“ auszeichnet. Bei ihm gilt die strikte Nulltoleranzgrenze, weshalb er nur Weizen aus der EU verwendet. Auch die Hühner, die die Eier liefern, werden gentechnikfrei gefüttert. Als Fazit könnte man sagen: na bitte, geht doch!
Der Präsident des deutschen Imkerverbandes, Herr Maske, sprach dann über den Streit, ob der Pollen im Honig eine „Zutat“ oder ein „natürlicher Bestandteil“ ist. Davon hängt es ab, ob im Honig gv-Pollen als Lebensmittel anerkannt ist oder nicht. Auch hier geht es wieder um eine mögliche Hintertür für genveränderte Pflanzen, denn bisher darf kein genveränderter Bestandteil im Honig sein.
Besonders interessant war der Workshop zu Soja und Glyphosat. Glyphosat ist der Wirkstoff im Herbizid Roudup, das wohl fast jeder aus dem Garten als Totalherbizid kennt. Es wird vor allem zur Unkrautbekämpfung bei genveränderten Pflanzen eingesetzt und hat enorme Ausbreitung angenommen. Bisher galt es als ungefährlich für Mensch und Tier, doch neuere Studien zeigen, dass es einen Zusammenhang mit Krankheiten geben könnte. Während man bei einem Mangel am Auto dieses sofort zurückruft, stellt man sich hier taub und stumm. Offensichtlich will man sich mit den großen Agrochemiekonzernen nicht anlegen. Allein die Liste der zugelassenen Rückstände in Lebensmitteln zeigt deutlich, dass es hier um politische Werte geht (von 0,05 mg/kg bei Milch, Fleisch, Eiern bis 50 mg/kg bei Waldpilzen).
www.sachsen-gentechnikfrei.de/bauerntag/ Unter o.g. Adresse können die Beiträge nachgelesen werden bzw. über das Aktionsbündnis Informationen eingeholt werden.
Kategorien: Arbeitsgemeinschaften
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