Hoyerswerdaer Geschichts-Projekt begleitet Generationen
Tausende Jugendliche haben sich in den letzten 20 Jahren in Hoyerswerda intensiv mit Ursachen und Folgen von Fremdenhass beschäftigt. Das ist das Verdienst des Geschichts-Projektes "Wider das Vergessen". Im Jubiläumsjahr wurde bei einem Festakt auf bisher Erreichtes zurückgeschaut.
"Niemand kann besser und eindringlicher über diesen schlimmsten Teil deutscher Geschichte berichten als eben jene Zeitzeugen, die die Konzentrationslager und Zuchthäuser der Nazi-Diktatur überlebt haben", sagte Regina Elsner während der Festveranstaltung im Schloss am 20. Januar. Als Vertreterin des Verbandes der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) sah sie sich nach den fremdenfeindlichen Übergriffen von 1991 in Hoyerswerda regelrecht gezwungen, etwas gegen dieses Gedankengut zu tun. "Wir stießen bei der RAA und bei den Schulen mit unserer Zeitzeugen-Idee auf offene Ohren", erinnerte sie sich. Inzwischen findet das Projekt seit zwei Jahrzehnten ununterbrochen statt. "Manche Zeitzeugen sind nicht mehr da, aber jetzt kommen die Zeitzeugen der zweiten Generation zu uns, die über das Schicksal ihrer Eltern berichten."
Oberbürgermeister Stefan Skora (CDU) bedankte sich bei den Projektpartnern ausdrücklich für diese durch nichts zu ersetzende Möglichkeit für junge Hoyerswerdaer, Geschichte authentisch und einprägsam wie sonst kaum zu erleben. "Hier können sich Schüler aus erster Hand informieren, können Fragen stellen", sagte er. Und das sei auch heute noch immer nötig. "Man darf nicht aufhören, daran zu erinnern, was einst in Deutschland geschehen ist."
Mehr als 6000 Hoyerswerdaer Schüler haben wohl seit dem Jahr 1995/96 die Zeitzeugen-Gespräche miterlebt; mehrere Hundert sind im Rahmen des Projektes selbst nach Auschwitz und an andere Orte des Verbrechens gefahren.
"Wenn nur ein Bruchteil dieser Schüler verstanden hat, was uns die Geschichte, die Erinnerung an das Grauen sagen will, ist unser Wirken nicht umsonst", erklärte auch Helga Nickich, die für die RAA Hoyerswerda das Projekt wesentlich mit gestaltet hat.
Gast der Veranstaltung war auch die Bundestagsabgeordnete Caren Lay (Linke). Sie hob hervor, wie wichtig solche emotionalen Momente wie die Zeitzeugenbegegnungen sind, um Geschichte zu begreifen.
Mit Liedern von Gerhard Gundermann bereicherte der Bürgerchor Hoyerswerda die Festveranstaltung zum Jubiläum von "Wider das Vergessen". Im Anschluss rezitierten die Schülerinnen Lea Nerger vom Johanneum und Lydia Körner vom Foucault-Gymnasium aus Schülertexten über die Begegnungen mit Zeitzeugen. "Die Reisen nach Auschwitz haben mich verändert", erklärte die 18-jährige Lydia ihr eigenes Empfinden.
Am darauffolgenden Donnerstag, dem 21. Januar, berichtete Zeitzeugen und deren Angehörigen in fünf Schulen über die eigene Erlebnisse bzw. die Erzählungen von Ehepartnern oder Eltern. Vertreter der Arbeitsgruppe 2./3. Generation der VVN-BdA Sachsen unter ihnen auch Roland Hering aus Radebeul und Heiderose Gläß aus Lawalde nahmen an diesen besonderen Projekttag teil.
Kategorien: Arbeitsgemeinschaften
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