19. January 2015

AG Lisa: Hurra wir haben jetzt Gleichstellung – hurra wir haben die Quote

So ähnlich meinte es meine Bettnachbarin in der Uniklinik – eine Dresdener Unternehmensberaterin – als ich mit ihr über Gleichstellung in Deutschland diskutierte. „Jetzt wird es klappen mit der Gleichstellung, jetzt kommt ja die Quote, das ist der richtige Weg.“
Da hatten es die Medien doch tatsächlich wieder geschafft, das „Quötchen“ von 30 Prozent Frauenanteil in den Aufsichtsräten der DAX-Konzerne also in ca. 100 Unternehmen in Deutschland als den großen Wurf in Sachen Gleichstellung zu verkaufen.
Wie viele Frauen wird das betreffen, warum nur eine Quote in so wenigen  Unternehmen, warum nicht auch in Verwaltungsräten und im oberen Management, warum eigentlich nicht in allen Führungsebenen aller Unternehmen und warum eigentlich nur ein 30-prozentiger Frauenanteil und nicht Halbe-Halbe?
Andere europäische Länder sind da wesentlich weiter in Skandinavien, in Frankreich, in Belgien, in Österreich oder der Schweiz gibt es wesentlich strengere Quoten, harten Strafandrohungen bei Nichteinhaltung (siehe Tabelle). Das „nd“ nannte die jetzt gesetzliche Frauenquote „Symbolik statt Kulturwandel“.
Und doch jammern sogar die betroffenen Unternehmen in Deutschland. Es ist schwer geeignete Frauen zu finden, die auch in so einem harten Managerjob arbeiten wollen. Liegt das wirklich nur an den Frauen? Sollte man/frau nicht lieber über die Arbeitsbelastung auch in Führungspositionen nachdenken? Wie kann Familie, Kinder und Karriere vereinbart werden? Wenn Untersuchungen ergeben, dass 21 Prozent der Frauen aber 46 Prozent der Männer sich einen beruflichen Aufstieg als Ziel nach dem Studienabschluss setzen, sollte nach den Ursachen geforscht werden.
Auch Studienberatung ist gefragt, denn noch sind Frauen gerade in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften Technik) und in den Ingenieurwissenschaften sehr unterrepräsentiert. Die von Frauen gewählten „weichen“ Fächer haben oftmals wenige Aufstiegschancen, enden in Projektarbeit, in befristen Arbeitsverträgen und Teilzeitstellen.
Doch neben subjektiven Faktoren sind gesetzliche Rahmenbedingungen notwendig. Die Quote, eine „strenge“, kann dabei eine „Einstiegshilfe“ sein (das sieht man auch in unserer Partei). Aber auch gesetzliche Regelungen im öffentlichen Dienst, bei landeseigenen und kommunalen Betrieben oder bei staatlicher Förderung in Form eines Gleichstellunggesetzes auf Landesebene, wie z.B. in Berlin und Brandenburg,  sind gefragt. (Der Gesetzentwurf der LINKEN wurde im Sächsischen Landtag ja 2013 abgelehnt). So fordern die Gewerkschaftsfrauen, wie die Frauen in der LINKEN (auch schon der PDS) und der SPD, ein Gleichstellungsgesetz auch für die Privatwirtschaft. Das „Quötchen“ der GroKo ist es jedenfalls nicht. Es ist ein ganz kleines Schrittchen auf einem noch langen Weg der Gleichberechtigung.


Heiderose Gläß (LISA Oberlausitz)

 

Land

Frauenquote

In welchen Unternehmen

Seit wann

Norwegen

40 Prozent

in Aufsichts- und Verwaltungsräten der 600 größten Unternehmen

2003

Dänemark

50 Prozent

In allen staatlichen Unternehmen

2000

Spanien

40 Prozent

In Betrieben mit mehr als 250 Beschäftigten

2007

Niederlande

30 Prozent

In Vorständen, Aufsichtsräten und Management  von Betrieben mit mehr als 250 Beschäftigten

2010

Belgien

30 Prozent

In börsennotierten und staatlichen Unternehmen

2011

Italien

20 Prozent

(ab 2015 30 Prozent)

In börsennotierten und öffentlichen Unternehmen

2012

Österreich

35 Prozent

In Unternehmen mit einem Staatsanteil von mindestens 50 Prozent

2011

Finnland

40 Prozent

Firmen in staatlicher Hand

2005

Frankreich

40 Prozent

In börsennotierten Unternehmen und Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten

2011

Island

40 Prozent

Firmen mit mehr als 50 Mitarbeitern

2010

Kategorien: Arbeitsgemeinschaften

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