28. January 2019 Winfried Bruns

Clara Zetkin - Die Frauenrechtlerin

100 Jahre Frauenwahlrecht – was nicht gesagt wurde

Als führendes SPD -  Mitglied war einer ihrer politischen Schwerpunkte die Frauenpolitik. Eine formale Gleichberechtigung erachtete sie als nicht ausreichend: Auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationalen am 19. Juli 1889 sagte sie dazu:

"Wir erwarten unsere volle Emanzipation weder von der Zulassung der Frau zu dem, was man freies Gewerbe nennt, und von einem dem männlichen gleichen Unterricht – obgleich die Forderung dieser beiden Rechte nur natürlich und gerecht ist – noch von der Gewährung politischer Rechte. Die Länder, in denen das angeblich allgemeine, freie und direkte Wahlrecht existiert, zeigen uns, wie gering der wirkliche Wert desselben ist. Das Stimmrecht ohne ökonomische Freiheit ist nicht mehr und nicht weniger als ein Wechsel, der keinen Kurs hat. Wenn die soziale Emanzipation von den politischen Rechten abhinge, würde in den Ländern mit allgemeinem Stimmrecht keine soziale Frage existieren. Die Emanzipation der Frau wie die des ganzen Menschengeschlechtes wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein. Nur in der sozialistischen Gesellschaft werden die Frauen wie die Arbeiter in den Vollbesitz ihrer Rechte gelangen."

Rechtliche Gleichstellung ist keine automatische Gleichstellung in den Köpfen

Clara Zetkin war von 1891 bis 1917 Herausgeberin der SPD-Frauenzeitung Die Gleichheit (bzw. deren Vorläuferin Die Arbeiterin), in deren programmatischer Eröffnungsnummer sie sich erneut gegen die Vorstellung wandte, durch rechtliche Gleichstellung mit den Männern unter Beibehaltung des Kapitalismus einen Fortschritt für die Frauen erreichen zu wollen:

"Die Gleichheit‘ […] geht von der Überzeugung aus, dass der letzte Grund der jahrtausendealten niedrigen gesellschaftlichen Stellung des weiblichen Geschlechts nicht in der jeweils‚ von Männern gemachten‘ Gesetzgebung, sondern in den durch wirtschaftliche Zustände bedingten Eigentumsverhältnissen zu suchen ist."

Trotzdem sehe ich das Frauenwahlrecht als einen wichtigen Schritt in Richtung "Gleichstellung". Aber das ist noch lange nicht ausreichend!

Bis in die 1970er Jahre musste die BRD - Frau ihren Mann um Erlaubnis bitten, um arbeiten gehen zu dürfen. Trotz gleicher Bildungschancen sind viele Frauen im Niedriglohnsektor beschäftigt. Kinder sind Armutsrisiko Nr. 1.

Eine einfache Quotierung reicht nicht – Mann und Frau müssen gleichermaßen gefordert sein und gefördert werden – in allen Bereichen des Lebens, von der Kindererziehung, der Hausarbeit bis zur Pflege. Unsere Wahlprogramme zeigen dafür zahlreiche Ansätze. Jetzt kommt es darauf an dafür zu streiten.

Kategorien: Arbeitsgemeinschaften

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