Eine wenig bekannte Seite in der Erinnerungsarbeit
Im Juni 1933 eröffneten die Nationalsozialisten im Renaissanceschloss Lichtenburg inmitten der Kleinstadt Prettin ein KZ für männliche Gefangene, das fortan eine bedeutende Position im System der Konzentrationslager einnahm.
Nach der Auflösung des KZ im August 1937 diente das Schloss Lichtenburg bis Mai 1939 als Frauen-KZ, von September 1941 bis April 1945 als Außenlager des KZ Sachsenhausen.
Lernen aus der Vergangenheit
Seit einigen Jahren halte ich Kontakte zur Gedenkstätte des KZ Lichtenburg in Prettin in Sachsen- Anhalt. Mein Vater war in der Nazizeit einige Monate in diesem KZ inhaftiert, bevor er von dort nach Sachsenhausen verlegt wurde. 2012 besuchte ich mit GenossInnen und Jugendlichen aus Löbau und Zittau diese Gedenkstätte, in der uns deren Leiterin, Frau Melanie Engler, eine kompetente Führung bot, die allen in Erinnerung blieb. Regelmäßig erhalte ich nun Einladungen zu Veranstaltungen und neuen Ausstellungen.
Medizinische Versorgung im Frauen-KZ Ravensbrück
Am 22. Mai eröffnete in der Gedenkstätte eine Ausstellung, die mich besonders interessierte. Gemeinsam mit Dr. Ingrid Heyser, Mitglied des Landesvorstandes der VVN-BdA Sachsen, fuhr ich zur Eröffnung der Ausstellung "...unmöglich, diesen Schrecken aufzuhalten"- Die medizinische Versorgung durch Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück.
Im Mittelpunkt der Wanderausstellung über das Krankenrevier im KZ Ravensbrück steht die Arbeit des medizinischen Häftlingspersonals im Frauenlager. Die SS hatte Häftlinge aus unterschiedlichen Ländern Ost- und Westeuropas als Ärztinnen und Pflegerinnen eingesetzt. Ihre Position als Funktionshäftlinge verlangte eine dauernde Gratwanderung zwischen den Befehlen der SS, ihren eigenen Überlebensinteressen und den Bedürfnissen der Kranken. Die SS verschleppte 120.000 Frauen aus 30 Ländern in das Konzentrationslager Ravensbrück, 80 km nördlich von Berlin. Es war von 1939 bis 1945 das größte Frauenkonzentrationslager auf deutschem Gebiet. Anhand von Fotos, Dokumenten, Zeichnungen und Schriftzeugnissen ehemaliger Revierarbeiterinnen und ihrer Patientinnen beleuchtet die Ausstellung Facetten des Lageralltags, in dem das Krankwerden oder Kranksein, oftmals den ersten Schritt zum Sterben oder Vernichtung bedeutete.
Gemeinsame Fahrt in die Gedenkstätte KZ Lichtenburg
Dr. Kai Langer, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, und Dr. Christl Wickert, Historikerin und Kuratorin der Ausstellung gaben während der feierlichen Eröffnung einen Überblick über das Entstehen und das Ziel dieser Wanderausstellung, die uns sehr beeindruckte. Die VVN-BdA Hoyerswerda wird nun versuchen, die Ausstellung, die noch bis zum 31. August in Prettin zu sehen ist, auch nach Sachsen zu holen.
Sollte es Interesse von Ortsverbänden oder Basisorganisationen des Kreisverbandes geben, kann jederzeit wieder eine Fahrt in die Gedenkstätte KZ Lichtenburg organisiert werden.
Kategorien: Arbeitsgemeinschaften
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