Versprecher: 1990 blühende Landschaften; 2020 Förderung eines Strukturwandels
Was mir durch den Kopf geht, wenn ich die täglichen Informationen zur „Ansiedelung“ von Tesla in Grünheide bei Berlin, am Rand der Lausitz, höre
Die Brandenburger Landesregierung rechnet mit bis zu 3.000 neu entstehenden Jobs im Tesla-Werk Grünheide und sieht gute Chancen für die Ansiedlung weiterer Betriebe im Umfeld des amerikanischen Herstellers. (Berlin als Fachkräftereservoir)
Fakt ist aber auch:
Cottbus hatte seit 1950 bis 1990 Zuwachs von 60000 Einwohnern (EW), 1990 waren es 125000 EW, aktuell um 100.000 EW. Zu erwarten sind große devastierte ² Flächen durch die Einstellung der Braunkohleverstromung.
Lübbenau hatte 1990 20.000 EW, aktuell sind es 16.000 EW
Vetschau hatte 1990 10.000 und sank auf 8.000 EW; Trotz Stilllegungen und Rückbaus der Braunkohlekraftwerke Anfang der 1990ern bestehen immer noch große devastierte Brachflächen.
Auch im südlicherem Teil der Lausitz gab es große negative Auswirkungen der wendebedingten Deindustrialisierung – genannt seien nur:
Spremberg (31.000 EW /25.000 EW), Hoyerswerda (1950 unter 10.000 EW, 1990 über 70.000 EW, aktuell sind es ca. 30.000 EW. (Einstellung Braunkohle / Gaskombinat)
Auch Bautzen verlor 1 Fünftel der EW (von 50.000 auf 40.000), Weißwasser (1990 35.450, aktuell 17.000), Görlitz (80.000 EW heute 1/3 weniger) wesentlich bedingt durch Verlust von Arbeitsplätzen im Energie- und Metallbaubereich, Zittau (1990 noch 40.000 EW, heute 24.000 EW), Löbau ( 17.500 EW– 15.000 EW)
Bilanz:
In den städtischen Bereichen der Lausitz gab es 1990 ca. 500.000 EW; heute sind es nur noch 325.000 EW. Nicht berücksichtigt dabei sind zahlreiche Eingemeindungen! Weitere Städte mit mehr als 10000 Einwohnern wären zu nennen. (Guben, Forst, Senftenberg, Lauchhammer, Ebersbach-Neugersdorf – 1990 132000 EW; aktuell 87000 EW)
Bei einem derartigem Bevölkerungsrückgang ist natürlich auch die Infrastruktur betroffen. Es scheint zwar riesiger Nachholbedarf (Straßenbau), jedoch ist in viel stärkerem Maße das ganze Gegenteil der Fall: „Rückbau“ ganzer Wohnviertel mitsamt der Infrastruktur von Strom bis Abwasser, mit der großflächigen Deindustrialisierung wird das Ganze noch deutlich verstärkt.
Flächen gibt es also genug! Sowohl für Ansiedelung großer Unternehmen als auch die dazugehörige Energie- und Wasserversorgung. Die stillgelegte Infrastruktur muss dazu aktiviert werden (von Bahn über Wasser, Strom, Abwasser, Wohnen).
Und sollten die Industriebrachen nicht groß genug sein, mit dem TÜP Oberlausitz lässt sich auch da eine Menge zu machen. („Lieber Wölfe statt Leoparden in der Heide)
Berlin muss nicht als Argument für die Beseitigung naturbelassener Flächen herhalten – die Lausitz hat alles zu bieten, bis hin zu Kultur und Bildung!
Winfried Bruns
² Unter Devastierung wird im Allgemeinen die Zerstörung oder Verwüstung von Landschaften, Ortschaften oder einzelnen Bauwerken verstanden.
Kategorien: DIE LINKE. Görlitz
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