Viele Frauen bekommen schon heute geringe Zahlungen im Alter
Warum Altersarmut zur Zeit noch in erster Linie weiblich ist, machten sechs Frauen bei der 12. Frauenalterssicherungskonferenz von ver.di Anfang September deutlich.
Sie erzählten auf der Bühne vor den über 100 Besucher/innen der Konferenz von ihrem Leben und machten damit eindrucksvoll klar, wie unter anderem Migration, Selbstständigkeit, Teilzeitarbeit, Minijobs oder familiäre Aufgaben dazu beitragen, dass die Rente im Alter nicht mehr zum Leben reicht.
Geringe Rente durch Teilzeitarbeit
So berichtete Renate Brauer, wie sie 1974 für etwas mehr als 600 D-Mark angefangen hat, als Schulsekretärin zu arbeiten. In Teilzeit, so wie es in diesem Beruf heute noch üblich ist. Heute ist Renate Brauer freigestellte Personalratsvorsitzende im Stadtschulamt Frankfurt/Main. Durch verschiedene Karrieresprünge hat es die heute 61jährige geschafft, dass sie in einigen Jahren mit einigermaßen auskömmlicher gesetzlicher und betrieblicher Rente in den Ruhestand gehen kann. Aber das gelinge nur wenigen Frauen, wenn sie lange Jahre Teilzeit arbeiten, so Brauer. Und gerade Schulsekretärin sei ein Beruf, der oft nur in Teilzeit angeboten werde. Aus ihrer Personalratsarbeit kennt sie viele Beispiele, auch von Reinigungskräften, bei denen die Rente nicht zum Leben reicht und bei denen deswegen an einen vorzeitigen Berufsausstieg aus gesundheitlichen Gründen nicht zu denken ist.
Geringe Rente wegen Selbstständigkeit
Die gelernte Buchhändlerin Anja Vorspel aus Düsseldorf hat aktuell eine Rentenerwartung von rund 500 Euro. "Ich habe keine Hoffnung, eine Rente zu erhalten, mit der ich auskommen kann", sagt die 56jährige. Sie war lange Jahre selbstständig, um als Alleinerziehende Familie und Beruf unter einen Hut bringen zu können. Für ihre Altersvorsorge hatte sie in eine Riester-Rente eingezahlt - doch die musste sie während ihres Arbeitslosengeld-II-Bezugs auflösen.
Karin Mohr, 72, aus Görlitz, hofft, dass die Gesellschaft wieder etwas sozialer wird. "Wenn ich sehe, wie viele Leute für Pegida auf die Straße gehen, das sollten sie auch mal für ihre Rente und ihre eigenen Arbeitsbedingungen tun", sagte sie auf der Veranstaltung.
Frauen gründen Bündnis gegen Altersarmut
Im Rahmen der 12. ver.di-Frauenalterssicherungskonferenz hat ver.di gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros, dem Deutschen Frauenrat, dem Deutschen Landfrauenverband, dem DGB, dem Katholischen Deutschen Frauenbund, dem Verband alleinerziehender Mütter und Väter sowie dem Verband berufstätiger Mütter und Väter die Initiative "Frauen-Bündnis gegen Altersarmut" gegründet. Sie fordern eine Festsetzung der Rente nach Mindestentgeltpunkten, damit Zeiten mit geringen Verdiensten aufgewertet werden. Sie machen sich für eine Stabilisierung und Anhebung des gesetzlichen Rentenniveaus stark. Außerdem sollen die Erwerbsminderungsrenten deutlich verbessert und für Zeiten der Langzeitarbeitslosigkeit wieder Beiträge von der Bundesagentur für Arbeit gezahlt werden.
Kategorien: Arbeitsgemeinschaften
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