Bei einer Reise machten wir Halt im Kunstmuseum Moritzburg in Halle. Wir waren auf eine neue Ausstellung aufmerksam geworden, die unter dem Titel "Wege der Moderne" Gemälde und Skulpturen aus der DDR zeigt.
Bisher war es üblich, die DDR-Kunst als "Staatskunst" in die ideologische Ecke zu stecken und abzuwerten. Das Hallenser Museum hat nun seine Depots durchsucht und den Bann gebrochen. Bereits im Eingangsbereich grüßt der "Jahrhundertschritt" von Wolfgang Mattheuer die Besucher*innen.
Im September 2017 eröffnete das Kunstmuseum Moritzburg eine umfassende Sammlungspräsentation zur Kunst in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
In Fortsetzung dieses Ansatzes und Konzeptes eröffnete am 24. Februar 2018 der zweite Teil der Sammlungspräsentation mit der Kunst nach 1945. Dieser Teil der Dauerausstellung entfaltet sich künftig mit etwa 100 Werken der bildenden und angewandten Kunst. Damit präsentiert sich dem Besucher die Dauerausstellung zur Moderne im 20. Jahrhundert, dem Sammlungsschwerpunkt des Landeskunstmuseums, ab Frühjahr 2018.
Auch mit der Inszenierung der Kunst nach 1945 bezieht sich das Museum klar auf die eigene Sammlung, die sich für diesen Zeitabschnitt historisch bedingt in erster Linie als eine Sammlung zur Kunst in der ehemaligen DDR darstellt. Dementsprechend bekennt sich das Museum deutlich zu seiner regionalen und historischen Verortung und präsentiert die Kunst in der zweiten Jahrhunderthälfte fokussiert auf die vielfältigen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten in der ehemaligen SBZ/DDR.
Den Auftakt der Präsentation bilden in Halle (Saale) entstandene Arbeiten aus den späten 1940er Jahren bis Mitte der 1950er Jahre, jener Zeit, in der Künstler wie Hermann Bachmann, Herbert Kitzel, Erwin Hahs oder Gustav Weidanz im Anknüpfen an die von den Nationalsozialisten geächtete Moderne einen künstlerischen Neuanfang versuchten. Infolge der Formalismusdebatte um 1950 verließen viele von ihnen enttäuscht die neu gegründete DDR gen Westen. Im Kern der Präsentation werden Positionen im Sinne des Sozialistischen Realismus kontrastiert mit Werken von Künstlern, die nach Wegen suchten, im Kontakt mit internationalen Entwicklungen zu bleiben bzw. Positionen der Moderne weiterzuentwickeln. Arbeiten beispielsweise von Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer, Willi Sitte oder Willi Neubert treffen u. a. auf Werke von Hermann Glöckner, Robert Rehfeld, Wasja Götze, Hans Ticha oder A. R. Penck und Hartwig Ebersbach. Mit Werken von Einar Schleef, Clemens Gröszer, Norbert Wagenbrett oder Eberhard Göschel aus den 1980er Jahren öffnet sich die Präsentation perspektivisch in die Jahre der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten.
Kategorien: Arbeitsgemeinschaften
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